Feuer, Überschwemmung und Schiffsaufgabe: Ein Augenzeugenbericht

wave decor
2 Leben gerettet
Boot sinkt
Feuer
Ozean
Rettungsort
4VJRGQPF+WR -37.462644497427°S, 176.77460235937°E
Rettungsteam
Andere
Rettungsdauer
90

Was ist passiert?

Was als entspannte Küstenreise von Wellington nach Auckland mit Zwischenstopps in verschiedenen Häfen und dem Genuss einiger der bekanntesten Gewässer Neuseelands begann, nahm am 17. Oktober eine dramatische Wendung. Wir hatten die Gisborne Marina bei strahlendem Sonnenschein verlassen, und das Meer wurde spiegelglatt, je näher wir Tauranga kamen. Die Bedingungen hätten nicht idealer sein können: kein Seegang, eine leichte Brise und das gleichmäßige Brummen der Motoren, die uns gen Norden brachten.

Um 14:15 Uhr durchbrach ein ungewohnter Alarm ohne Vorwarnung die Stille des Schiffsverkehrs. Alle Blicke richteten sich auf die Multifunktionsanzeigen, doch es erschienen keine Fehlermeldungen. Alles schien normal, bis auf den Steuerbordmotor, der plötzlich deutlich höher drehte als der Backbordmotor. Irgendetwas stimmte ganz sicher nicht.

Wir drosselten den Gashebel, in der Hoffnung, Zeit zu gewinnen, um das Problem zu diagnostizieren. Augenblicke später bemerkten wir, dass das Boot tiefer im Wasser lag als üblich; die Badeplattform berührte fast die Wasseroberfläche. Was auch immer vor sich ging, es verschlimmerte sich rasant.

Wir alarmierten sofort die Küstenwache per Funk (PAN-PAN) und informierten sie über die Lage. Als ein Besatzungsmitglied die Luke des Maschinenraums öffnete, um nachzusehen, quoll eine dichte Wolke schwarzen, beißenden Rauchs heraus. Der gesamte Raum war verkohlt und dunkel – ein eindeutiger Beweis für einen Brand. Offenbar hatte die automatische Feuerlöschanlage bereits ausgelöst. Noch beunruhigender war, dass irgendwo Meerwasser eindrang. Der Maschinenraum war bis zu den Motorblöcken überflutet.

Wir waren unsicher, ob die automatischen Bilgepumpen ausgefallen oder einfach überlastet waren, also griff die Crew zur Handpumpe und begann fieberhaft zu pumpen. Doch mit jeder Minute sank das Boot tiefer. Es wurde immer deutlicher, dass wir die Situation nicht mehr unter Kontrolle hatten.

Der Notruf wurde zu einem Mayday hochgestuft. Wir setzten schnell die Rettungsinsel aus und packten die Notfalltasche. EPIRB und PLB wurden aktiviert, ihre Lichter blinkten ununterbrochen – ein kleiner, aber wichtiger Hinweis in diesem chaotischen Moment. Als wir uns in die Eignerkabine drängten, um das Nötigste zu holen, wurde das Ausmaß der Überflutung unübersehbar. Persönliche Gegenstände trieben frei im Wasser, wie Treibgut in einem Gezeitentümpel. Am anderen Ende der Kabine stand das Wasser bereits bis zu den Knien.

Da wir erkannten, dass das Schiff nicht mehr zu retten war, trafen wir die Entscheidung, die kein Kapitän jemals treffen möchte. Gegen 14:40 Uhr verließen wir das Schiff.

Worte der Weisheit

Auf einem fast neuen Boot und bei ruhiger See rechnet man nicht damit, die Sicherheitsausrüstung zu benötigen. Doch wenn unerwartet ein Notfall eintritt, wird man dankbar sein, die beste Ausrüstung dabei zu haben und zu wissen, wie man sie benutzt.

Vielen Dank an das Ocean Signal Team

12 Seemeilen vor der Küste konnten wir mit unseren Handfunkgeräten keinen Kontakt mehr zum Festland herstellen. Nachdem wir uns vom Schiffsfunk abgemeldet und unsere Rettungsinsel betreten hatten, waren wir dankbar, dass uns die AIS-EPIRB bei unserer Rettung unterstützte.